Elba 

Bis zu 1000 m hohe, kahle Granitgipfel hat das bergige Eiland, zum Teil üppige Vegetation in den Küstenregionen - alte Kastanienwälder mit dichtem Unterholz; felsige Küsten mit vielen kleinen Buchten, teils mit langen Sandstränden, aber auch mit Kiesel - und kristallklares Wasser!

Klar, die Insel lebt hauptsächlich vom Tourismus, aber Unterkunft gibt's durchwegs in kleinen, ein- bis zweigeschossigen Hotels - meist noch überragt von Pinien. Die Touristenbauten liegen weit verstreut an den Berghängen der Badebuchten, große Grünflächen liegen dazwischen. Einsame Buchten sind nur zu Fuß oder mit dem eigenen Boot zu entdecken.
Am wenigsten erschlossen sind der Westteil der Insel, die Küste nordöstlich von Portoferraio bis zum Capo Vita und die Ostseite des Südzipfels. Diese Küstenabschnitte bestehen hauptsächlich aus schroffer Felslandschaft; Pinienbestand meist nur in den Buchten.
Elba ist ca. 30 km lang und 18 km breit, mit einer Küstenlänge von ca. 150 km. Die Bevölkerung ist eine Mischung verschiedener Einwanderungsströme vom Festland, die Gegensätze sind allerdings längst verwischt.
Portoferraio ist ursprünglich toscanisch, Marciana korsisch, und im herben Bergdorf Capoliveri siedelten einst Neapolitaner. Im letztgenannten finden sich noch einige Überbleibsel vom ehemaligen Brauchtum der Neapolitaner bei den Volksfesten.

Während die toscanische Küste fast ausschließlich von Italienern besucht wird, trifft sich auf Elba ein internationales Ferienvolk: viele Deutsche, aber auch Engländer, Holländer und Schweizer.

 

Geschichte

Elba ist berühmt geworden, zahlreiche Bücher sind über die Vergangenheit der Insel geschrieben worden, und der "Gebildete" weiß auch sofort, um wen sie sich hauptsächlich drehen... Für Napoleon sicher bedauerlich, daß er sein großes europäisches Reich in den Wind schreiben mußte und nach Elba strafversetzt wurde, um dort noch ein bißchen Miniaturkaiser zu spielen - doch für viele seiner Zeitgenossen war es eine Erleichterung.

Aber auch in der Antike war Elba von nicht zu unterschätzender Bedeutung für militärische Strategen - hier lagen schließlich die wichtigsten Eisenvorkommen des Mittelmeeres.
Schon die Etrusker, die frühen geschichtsträchtigen Eroberer Italiens, bauten hier Erz ab, das bis zu 70 % Eisen enthält, und konnten so unter anderem ihre Soldaten zufriedenstellend ausrüsten.
Auch die Griechen, die sich hier, wie überall im Mittelmeer, ansiedelten, hielten sich an den wertvollen Bodenschätzen schadlos, ebenso natürlich die Römer, die schließlich ein Weltreich bei der Stange halten mußten.

Schon in den Jahrhunderten vor Christus hatte sich die Insel in einen einzigen rauchenden Schmelzofen verwandelt, was man auch weithin sehen konnte. Die Griechen nannten das Eiland damals Aethalia, was etwa "Erde der tausend Feuer" oder "verrußte Insel" bedeutet. Reste dieser regen Eisenproduktion findet man immer wieder (z.B. Teile von Öfen, Schlacke etc.).
Archäologische Überreste sind übrigens außer den Eisenschlacken nur wenige vorhanden, aus römischer Zeit allerdings erwähnenswert: eine Luxusvilla mit heizbaren Badezimmern bei Le Grotte (oberhalb des damaligen Fabricia) gegenüber von Portoferraio.

Als schließlich das Römische Reich unter den anstürmenden Germanenhorden im 5. Jh. n. Chr. zusammenbrach, verließen die Römer die Insel - es kamen die Langobarden, die keinen Stein auf dem anderen ließen, sowie die Zeit des Christentums und mit ihr eine teilweise sehr "handgreifliche" Frömmigkeit.

In den folgenden Jahrhunderten wechselte Elba oft den Besitzer: Sarazenen, die Stadtrepubliken Pisa und Genua, Spanien und vor allem Piraten hatten ein Auge auf die kleine Insel geworfen. Im 16. Jh. überfiel der türkische Pirat Cheireddin Barbarossa immer wieder die Bewohner und richtete mit seinen Mannen grausame Blutbäder an.
Als wirksames pädagogisches Mittel, aus ihren unartigen Bälgern brave und folgsame Kinder zu machen, galt seitdem bei den Müttern die emotionslose Ankündigung: "Wenn Du nicht lieb bist, kommt der Barbarossa und holt dich".

Einzige Möglichkeit, sich vor den Überfällen zu schützen, waren kleine, gesicherte Bergfestungen, z.B. die Burg Volterraio, deren Ruine heute noch zu besichtigen ist (auf einem steilen Felsen südwestlich von Rio nell'Elba). Etwa 1020 erbaut, ist sie die größte dieser Burgen auf Elba. Sie wurde niemals eingenommen und zerfiel erst im Lauf der Jahrhunderte.

Später mischten sich natürlich auch die Medici, die damals bereits die ganze Toscana beherrschten, in die Auseinandersetzungen ein. Cosimo di Medici, der letzte bedeutende Sproß dieser Familie, beschloß, Portoferraio ganz neu aufzubauen und zu befestigen. Die Stadt erhielt den bedeutungsschweren Namen Cosmopolis (etwa "Weltstadt"). Die neu errichteten militärischen Bauwerke dieser Zeit sind teilweise bis heute erhalten geblieben: die beiden Festungen über der Stadt - Forte Stella (Sternfeste) und Forte Falcone (Falkenfeste) - sowie die Mauern, die sich bis in die Stadt hinunterziehen. Von dem Gebäude aus, das heute das Telefonamt beherbergt, sollen Cosimo und sein Architekt damals die Bauarbeiten überwacht haben (Casa del Duca am Fuß des Colle Reciso).
Die Piraten konnten nun der Stadt nichts mehr anhaben, und so wurden fortan die weiten Küsten Elbas ihre bevorzugten Landungsgebiete - Grund dafür, daß die Küsten jahrhundertelang nicht erschlossen wurden. Erst im Zeitalter des Massentourismus änderte sich das.
1802 kam die Insel ganz in die Hand der Franzosen, damit war sie erstmals nach über 200 Jahren wieder ungeteilt (vorher waren Spanier, Deutsche, Italiener u.a. gleichermaßen vertreten gewesen). Damit war der Ring frei für das wenig ruhmreiche Intermezzo des großen Kaisers Napoleon auf der kleinen Insel.


Napoleon auf Elba

Aus korsischem (toskanischem) Kleinadelsgeschlecht stammend, erhielt Napoleon eine Freistelle an der französischen Militärschule in Brienne. Er wurde für seine Führungsqualitäten bei der Belagerung von Toulon 1793 zum Brigadegeneral befördert und warf 1795 einen royalistischen Aufstand in Paris nieder. 1796 bis 1797 führte er den oberitalienischen Feldzug, 1798 bis 1799 die "Ägyptische Expedition".
Am 9.11.1799 beseitigte Napoleon durch einen Staatsstreich das Direktorium und errichtete als Erster Konsul eine Art von Militärdiktatur in Frankreich. 1804 krönte er sich selbst zum Kaiser, schuf damit das französische Empire und nannte sich fortan Napoleon I. 1810 konnte er durch die Eheschließung mit Marie Louise von Österreich eine dynastische Verbindung mit dem Haus Habsburg herstellen, die aber den Sturz Napoleons nicht überdauerte.
1812 hatte das Empire seine größte Ausdehnung erreicht. Napoleon beherrschte nahezu ganz Europa. Um seine Macht zu sichern, setzte er seine Verwandten als Herrscher in besiegten Ländern ein, so seine Brüder Jérôme (König von Westfalen), Joseph (König von Neapel und später von Spanien) und Louis (König von Holland). Im weiteren Verlauf wuchsen die nationalen Widerstände gegen die französische Vorherrschaft.
Die "Große Armee" Napoleons, mit der er gegen Moskau zog, ging in Russland unter, die "Befreiungskriege" deutscher Staaten 1813/14 unter der Führung Preußens und Österreichs schwächten seine Herrschaft in Europa weiter. Nach der "Völkerschlacht" bei Leipzig, in der Napoleon vollständig unterlag (16.-19.10.1813), und der Eroberung von Paris durch die Koalition im März 1814 erfolgte seine Verbannung nach Elba. Im März 1815 kehrte er von dort noch einmal nach Frankreich zurück, schlug zunächst die sich gerade etablierende Restauration in die Flucht und regierte "hundert Tage", bis er nach der entscheidenden Niederlage bei Waterloo 1815 endgültig auf die Insel St. Helena verbannt wurde. Dort starb er am 5. Mai 1821.

Wer heute auf Elba den Spuren des Großen folgen will, der kann das tun. Er kann z.B. auf den Sattel zwischen Forte Stella und Forte Falcone hinaufgehen und die Villa dei Mulini besichtigen, die Stadtwohnung des "Kaisers". Im Garten des kleinen Palazzo wird gerne sein Lieblingsplatz gezeigt, eine Steinbank an einem kleinen Mäuerchen, wo der Fels über 100 m steil abfällt. Hier soll er oft stundenlang gesessen und gebrütet haben. Der Blick geht von hier weit übers Meer, im Westen fast bis nach Korsika, wo Napoleon geboren wurde.
Doch die Zimmer der Stadtwohnung wurden ihm bald zu klein und zu dunkel, und so suchte er einen hellen, ruhigen Platz für seine Sommerresidenz. Er fand ihn im Tal von San Martino (siehe Portoferraio, Umgebung). Nachdem er den Platz mit dem Geld seiner Schwester erworben hatte, ließ er sich hier sein neues "Versailles" aufbauen.

Der einsame Platz der Madonna del Monte im Westen der Insel ist noch zu erwähnen (siehe Marciana, Umgebung). Auch bei diesem Kirchlein soll der Kaiser wehmütig den herrlichen Blick bis zu seiner Heimatinsel Korsika genossen haben.

 

Karten/ Literatur/ Zeitschriften/ Zeitungen

Eine recht brauchbare Kompass-Karte Isola d'Elba im Maßstab 1:30.000 gibt es vor Ort bzw. im deutschen Buchhandel. Sehr detailliert sind darauf Schotterstraßen und auch Wanderrouten eingezeichnet.

Vernon Bartlett, Elba, Prestel-Verlag, München 1969. Hauptsächlich Geschichte Elbas mit Schwerpunkt Napoleon.

Elba-Spiegel, herausgegeben vom Tourist-Inform-Center Elba, Elvira Korf. Deutschsprachige Urlauberzeitschrift mit hilfreichen (Hintergrund-) Informationen über die Insel. Erscheint einmal pro Jahr. Für 3000 Lire in den Reisebüros und an Kiosken erhältlich.

Henky Henschel, Capoliveri, Porträt eines schwierigen Freundes, Dürr Verlag, München 1982. Erhältlich in den Buchhandlungen von Portoferraio. Ein reich bebilderter Erzählband über das harte Leben im Bergdorf Capoliveri.

Vom selben Autor erschien 1984 im Heyne-Verlag "Auf dem Zahnfleisch durch Eden". Hier beschreibt Henschel seine ersten Jahre auf der Insel.

Pierangela Pellizza Piras, Kochbuch der Insel Elba, Lecco 1982. Ein erinnerungsreiches Mitbringsel und sehr nützlich für Selbstversorger (übersetzt von Elvira Korf).

Nello Anselmi, Mostri di Pietra (Monster aus Stein), ein ungewöhnlicher Bildband mit Aufnahmen belebt erscheinender elbanischer Steine und Felsen.

Die Redaktion des Elba-Spiegels hat auch einen deutschsprachigen Videofilm (VHS, 35 Min.) über Elba herausgebracht. Für 47.000 Lire in jeder Buchhandlung auf der Insel erhältlich.

Lisola, deutschsprachige Wochenzeitschrift (Informationen, Sport, Kultur), für deren Überleben wir hier die Daumen drücken wollen. Im Juni 1991 erschien eine Sonderausgabe mit hervorragenden Aufsätzen der kürzlich verstorbenen italienischen Schriftstellerin Journalistin und Elba-Kennerin Maria Teresa Cirri Bresciani.

ProntoElba, zweisprachige (it./dt.), monatlich erscheinende Informationszeitung für Touristen. Vor allem Reklame, aber auch Veranstaltungskalender, Schiff- und Busfahrpläne. Erhältlich für 2000 Lire an Kiosken oder gratis in besseren Hotels.

Anreise

Eisenbahnverbindung nach Piombino: Umsteigebahnhof an der Hauptstrecke Genua - Rom ist Campiglia Marittima. Von dort mehrmals täglich Zugverbindung nach Piombino (14 km).

Mit dem Schiff: Hauptfährhafen am Festland ist das ca. 10 km von der Insel entfernte Piombino. Von hier geht fast stündlich eine Autofähre nach Portoferraio, dem Hauptort von Elba. Fahrzeit ca. 1 Stunde. Schneller ist die Überfahrt mit dem Tragflächenboot (aliscafo, ca. 30 Min. )
Zwei Schiffahrtsgesellschaften, die staatliche Toremar (Fähren und Tragflächenboote) und die private Navarma, bedienen die Strecke nach Elba:

Anreise per Flugzeug: Nördlich von Marina di Campo, beim Ort La Pila, befindet sich ein kleiner Flugplatz für Maschinen bis zu 4 Tonnen (Startbahnlänge 800 m). Ein Hotel und ein Restaurant sind angeschlossen. Flugplatzauskünfte: Tel. 976011.

Essen & Trinken

Natürlich gibt es viel Fisch. In jedem Hafenort sieht man morgens die Fischkutter mit vollen Körben zurückkehren.

Gefangen wird an den felsigen Küsten Elbas eine große Vielfalt an Fischen, von Aringhe (Heringe) bis Zerri (Zerro-Fische). Hummer gibt es von Mai bis Juni. Alle Besucher können mit dem hier angelandeten Fisch jedoch nicht verköstigt werden. Zum Teil kommt er per Luftfracht via Rom aus Argentinien oder aus der Tiefkühltruhe.
Nicht zu vergessen sind allerdings der herrlich schmeckende Elba-Honig und im Herbst die Kastanien.
Das Essen in den Restaurants ist nicht billig. Für den "Einheitspreis" von ca. L.35.000 pro Menü ist es schwierig, etwas Angemessenes zu bekommen. Nach typisch elbanischen Gerichten sucht man lange. Wer ein eigenes Appartement mit Kochgelegenheit zur Verfügung hat, kommt sicherlich preiswerter weg. Doch ist auch der Einkauf von Lebensmitteln, Obst und Gemüse auf Elba teurer als auf dem italienischen Festland.

Die Weine Elbas

Die Weinhersteller machen darauf aufmerksam, daß auch Weine von außerhalb (z.B. Sizilien) auf Elba abgefüllt werden und auf dem Etikett den Vermerk tragen: Imbottigliato all'Elba. Echt sollten in jedem Falle folgende Etiketten sein:

Elba Bianco (Procanico): trockener Weißwein, gelbliche Farbe. Zu Vorspeisen und Fischgerichten; gekühlt trinken; Elba Rosso (Sangioveto): trockener Rotwein. Vor allem zu Fleischgerichten; temperiert trinken.
Aleatico: schwerer, süßer Wein von dunkelroter Farbe. Wird als Dessertwein getrunken. Moscato: schwerer, süßer Wein, bernsteinfarben. Als Aperitifwein oder zum Dessert.