Aus dem Logbuch ....
Geplant war eigentlich ein Oneway  Palermo - Vibo Valentia. Wunsch und Wirklichkeit klaffen auch beim Segeln manchmal stark auseinander. Flugpläne und Chartermöglichkeiten bestimmen letzlich das Ziel. Vor allem gab es keinen Oneway-Charter. So habe ich einen meiner ganz alten Geheimtipps ausgegraben: Die Ägadischen (Egadischen) Inseln, gelegen an den Küsten der Provinz Trapani im Westen der Metropole Palermo. In dem Archipel gibt es drei größte Inseln: Favignana, Marettimo und Levanzo. Insgesamt wohnen auf den Inseln etwa 5 Tausend Menschen. Kristall sauberes Wasser an den Ufern und die sauberen Strände in den gemütlichen Buchten,  dazu noch die reiche Natur und die friedliche Atmosphäre mit wenigen Touristen - das alles spricht für die Egadischen Inseln. Sie sind, zum Glück, noch immer noch nicht so richtig entdeckt, auch weil sie für den Massentourismus (noch) nicht geeignet sind. Auch wir als Segler können nicht die perfekten Häfen erwarten und müssen eben mit weniger auskommen. Keine perfekten Stegplätze oder Duschkabinen, dafür eine Ursprünglichkeit, wie sie immer weiter verloren geht. Mit Begeisterung sieht man sich mit der sizilianischen Küche konfrontiert.




Revier Egadische Inseln


Crew 2016

Seilbahn am Ätna

Bavaria 50

San-Vito-Hafen

Unter_Deck

In_der_Altstadt_Marsalas


Letzter_Abend
   
28.05.2016 Anreise über Catania, da es keine vernünftige Flugverbindung von Stuttgart nach Palermo gibt. Wir nutzen die Gelegenheit zu einem Ausflug auf der Ätna-Höhenstrasse bis Rifugio Sapienza. Danach Weiterfahrt über Giardini Naxos bis Taormina - eine wirklich wundervolle Küste. Auf der Autostrada geht es über Messina - Cefalu nach Palermo. Palermo ist die Hauptstadt Siziliens. Sie befindet sich an der westlichen Nordküste der Insel und hat eine abwechslungsreiche und lange Geschichte. Von den Phöniziern gegründet, war dieser strategische Hafen hart umkämpft. Es befand sich im Laufe der Zeit unter anderem in den Händen der Römer, Sarazenen und Normannen. Das Erbe der vielen verschiedenen Herrscher sieht man noch heute in der von damals beeinflussten Architektur der unterschiedlichen Stile. Man sieht aber auch die Armut und den Dreck der Stadt. 
Im Dom zu Palermo ruhen übrigens die Gebeine von Kaiser Friedrich II. aus dem schwäbischen Hause Hohenstaufen.  
29.05.2016 Palermo - San Vito lo Capo 33 sm
Unser erstes Tagesziel ist San Vito lo Capo, wie der vollständige Name des etwas arabisch anmutenden Badeortes heisst. Der liebliche Ort liegt am Ende einer kleinen Halbinsel, am Fusse des Kalksteinberges Monte Monaco.
Der Hafen San Vito lo Capo hat den Vorteil absolut geschützt zu sein. Am Abend herrscht im Ort touristisches Treiben. 
30.05.2016 San Vito - Favignana 25 sm
Mit einem herrlichen Segeltag steuern wir Favignana an, die wegen ihrer schmetterlinghaften Form oft auch La Farfalla genannt wird. Sie  ist die größte und wichtigste der drei Inseln, Isole Egadi. Die Hauptstadt, die ebenso Favignana heißt, hat einen kleinen Hafen und wird von der Festung Santa Caterina dominiert und ist mit ihren niederen Mittelmeerhäusern äußerst malerisch. Hier war auch einmal das größte Zentrum der Thunfisch-Verarbeitung Italiens. Diese Mattanza (ital.: Abschlachten) gibt es seit Jahren nicht mehr, aber die gesamte Bucht war mit Netzen ausgelegt, die zum Umfahren sind !!! Man achte auf die Aliscafis, die dicht unter Land, an der Westseite der Bucht, in den Hafen einfahren. Auch hier herrscht am Abend reges Treiben im Ort. Es gibt keine richtige Hafenverwaltung, keine Duschen, öffentliche Toiletten gegen Gebühr von 50 Cent im Ort.
31.05.2016 Favignana - Lido Burrone - Marsala 24 sm
Vorbei an der der roten Bucht, der Cala Rossa, umrunden wir Pta. Marsala und ankern am Lido Burrone. Die Cala Rossa war 241 v. Chr. Schauplatz der letzten Seeschlacht zwischen den Flotten Karthagos und der Römischen Republik im Ersten Punischen Krieg, die mit einem Sieg der Römer über die Karthager endete und in  welchem Sizilien an das römische Reich übertragen wurde. Für alle Lateiner noch den schülerbekannten ACI und Spruch Catos: Ceterum censeo Carthaginem esse delendam. 
Die Altstadt Marsalas ist sehenswert
01.06.2016 Marsala - Levanzo - Trapani 24 sm
Die Hafenstadt Marsala  war unser südlichstes Ziel. Der Engländer John Woodhouse begann vor über 200 Jahren mit dem Keltern eines süßen Weines, der als Konkurrenz zu Port und Sherry äußerst erfolgreich war. Das Geschäft lief so gut, dass er ohne Hafen, für die Verschiffung seines „Marsala", nicht mehr auskam. Doch den hatte – ebenfalls so an die 200 Jahre vor Woodhouse – Kaiser Karl V zuschütten lassen, um den muslimischen Piraten ihre Basis zu entziehen. Diese (und nicht der Wein!) hatten ihm auch den Namen gegeben: „Mars al Allah", der Hafen Gottes, hieß er bei ihnen. Was lag also Woodhouse näher, als den Hafen wieder ausbuddeln zu lassen? Ein Umstand, den sich am 11. Mai 1860 auch Giuseppe Garibaldi zunutze machte, als er mit seiner „Schar der Tausend" hier landete, um Sizilien von der Bourbonen-Herrschaft zu befreien und an das italienische Königreich anzuschließen. 
Bei zunehmenden westlichen Winden segelten wir zur Isola Levanzo.
Levanzo ist die kleinste der Egadischen Inseln und ist sehr hügelig. Der größte Teil der Küste besteht aus dramatischen Felsklippen,  alles ist minimal. Es gibt nur wenige Ankerplätze,die sich nur bei stabilster Wetterlage zum Übernachten eignen, daher weiter nach Trapani.
02.06.2016 Trapani - San Vito lo Capo 18 sm
Der Hafen Trapani ist ein großer Umschlaghafen und besticht weniger durch seinen Komfort, als mehr durch seine Sicherheit. Auf der weit ins Meer reichenden engen Landzunge, auf welcher die Stadt gebaut wurde, dominieren Gebäude im Barockstil. Hier stößt man auf viele Palazzi und Kirchen, die zwar nicht an die Pracht in Palermo heranreichen, aber uns doch überraschen.
03.06.2016 San Vito - Palermo 36 sm
San Vito ist touristisch doch etwas übererschlossen, aber ein wichtiges Zwischenziel für die Egadischen Inseln. Es geht jetzt zurück nach Palermo, leider mit wenig Wind und noch aus der falschen Richtung; bis zum Capo Gallo nur unter Motor. 
Noch ein Besichtigungstipp: Die Kapelle Palatina im Palazzo dei Normanni ist Palermos Haupttouristenattraktion. Sie stammt aus dem Jahr 1130 und wurde kürzlich wieder hergestellt. Die Wände sind bedeckt mit herrlichen Mosaiken und die hölzerne geschnitzte Decke im arabischen Stil ist ein gutes Beispiel für die kulturelle Komplexität des normannischen Siziliens. Ebenfalls nicht versäumen darf man den Dom von Monreale mit seinen überwältigenden Goldmosaiken im Inneren der Kathedrale.
04.06.2016 Rückfahrt zum Flughafen Catania und Rückflug nach Stuttgart
Fazit:
Die Egadische Inseln
sind kein Massensegelrevier. Gerade im Frühjahr trifft man auf Verhältnisse wie vor 30 Jahren. Nur wenige Segler sind zu sehen. Umgekehrt erwarten einen nur bescheidene Verhältnisse. Toiletten und Duschanlagen gibt es nicht überall. Der Zustand ist durchweg so, wie man es im Englischen vornehm mit poor conditions bezeichnet. Renovierungen werden praktisch nicht vorgenommen. Die Entfernungen sind überschaubar. Eigentlich haben wir noch nie auf einem Törn so gut gegessen, wie in diesem Revier. Die sizilianische Küche ist unschlagbar gut. Die Egadischen Inseln sind weiterhin mein Geheimtipp.



  
Copyright ©captainwahnsinn.de
  Website neu laden