Aus dem Logbuch ....
Es gibt Segelreviere, in denen ein Verkehr herrscht wie in den Innenstädten von Metropolen bei rush-hour. In deren Häfen muss man schon zu Mittagzeiten einlaufen, um einen Liegeplatz zu ergattern. Das Gebiet der nördlichen Ägäis ist ein Revier, in dem es fast ungewohnt ruhig zugeht. Man sieht kaum andere Segler. Es herrscht generell ein bescheidener Schiffsverkehr.

UnserRevier2022

JeanneauSunOdyssey490



crew2022

Berg Athos  

KlosterAthos

Die Chalkidiki, auch Halkidiki, ist eine Halbinsel auf dem Festland von Griechenland, in der Verwaltungsregion Zentralmakedonien, südöstlich von Thessaloniki und ragt dort in drei fingerartigen Landzungen ins Ägäische Meer hinein: Kassandra, Sithonia und Athos (Agion Oros). Der Berg Athos oder auch Agio Oros ist das spirituelle Zentrum der Orthodoxie und ein Ort, an dem sich tausende orthodoxe Gläubige versammeln. In Griechenland bzw. im griechischen Sprachgebrauch ist die Bezeichnung „Finger“ kaum gebräuchlich: hier werden die drei Halbinseln anstelle von „Fingern“ mit „Füßen“ bezeichnet, wobei Kassandra der erste Fuß bzw. Finger, Sithonia und Athos zweiter bzw. dritter Finger bzw. Fuß ist. Diese werden unter Rückgriff auf die antike griechische Mythologie auch als Poseidons Dreizack bezeichnet. Die Entfernungen zwischen den Tageszielen sind nicht unerheblich. Meltemi aus NO und thermische Winde aus SO beeinflussen die Törnplanung ebenfalls gravierend. Wir segelten eine Jeanneau Sun Odyssey 490. Eigentlich war der Törn für 2020 geplant. Der Corona-Virus hat alle Pläne torpediert. Es wurde für 2021 umgebucht und nochmals für 2022. Die Crew 2022 war auch die geplante Crew von 2020. Die Törnplanung wurde nicht verändert.
21.05.2022 Flug nach Thessaloniki
Die Flugverbindungen von Stuttgart nach Thessaloniki und Kavala sind bestens. Kavala hat den Vorteil einer kurzen Entfernung Flughafen - Hafen. Leider flog Eurowings im Mai 2022 nur nach Thessaloniki; Kavala erst ab Juni. Entsprechend war ein über 200 km weiter Transfer notwendig. In Kavala liegen keine Charter-Schiffe. Alle Charter-Schiffe liegen in (Kavala-)Keramoti. 
22.05.2022 Keramoti - Limenaria/Thasos 22 sm
Thasos, dieser "runde Klumpen Marmor" besaß in der Antike erhebliche Macht und Reichtum. Ihr heutiges Wohlergehen verdankt die Insel ihrer natürlichen Schönheit: feine Sandstrände, Pinien bestandene Hänge, dahinplätschernde Flüsse und eine Reihe antiker Stätten. Limenaria ist ein quirliger Urlaubsort mit guten, preisgünstigen Restaurants. Der geschützte Yachthafen wurde erneuert und wird weiter umgebaut. Die Hafenmeisterei funktioniert noch nicht vollständig. Man bemüht sich aber. Es gab Wasser und eine Prepaid-Karte für Strom; nicht an allen Plätzen. 
23.05.2022 Limenaria/Thasos - Insel Amouliani 57 sm
Es ging mit einem langen Schlag in Richtung Athos, einem riesigen über 2000m hohen Giganten Wir segelten mit der Mindestentfernung von 500m an Athos vorüber. Auffallend für uns waren die zahlreichen Häuser an der Süd- und an der Westküste. Man kann sich gar nicht vorstellen, wer dort alles wohnt. Frauen ist der Zugang völlig verboten. Anhängern anderer Religionen war der Zutritt lange Zeit ebenfalls verwehrt. Inzwischen bekommt man täglich eine Einreisegenehmigung, das sogenannte Diamonitrion. Das Dokument muss man im Vorfeld beantragen und im Pilgerbüro in Ouranoupoli abholen. Athos ist ein spiritueller religiöser Ort. Es gibt aber Gerüchte. Politisch gehört die Republik Athos zu Griechenland. Die Gesetzgebung ist aber unabhängig von der griechischen. In jedem Kloster herrschen andere Richtlinien. Der jeweilige Abt ist der Entscheidungsträger. Er ist sozusagen der Monarch des Klosters. Er wird auf Lebenszeit bestimmt. 
Wir fahren an der Westküste vorüber und staunen über die manchmal über 1000 Jahre alten, massiven Klosteranlagen: Kloster Aghios Pavlos, Kloster Aghiou Dionissiou, Osiou Grigoriou, Simonos Petras, Moni Xiropotamou, Moni Panteleimonos, Moni Xenofontos und weitere. In nordwestlicher Richtung ging es zur Insel Amouliani. Es gibt im Nordosten einen kleinen Hafen, besser eine schützende Mole, an der man sich vor Anker verholen kann. Amoulani ist die einzige bewohnte Insel Chalkidikis. Die Lokale sind rustikal griechisch. 
24.05.2022 Insel Amouliani  - Ormos Sykias 24 sm
Im Singitikos Kolpos, den Singitischen Golf, der eine Vielzahl von Ankermöglichkeiten bietet, wollten wir eigentlich
einen gemütlichen Badestop im  Bereich der Insel Dhiaporos einlegen. Bei geringen Windstärken kommen wir nicht richtig voran und müssen letzendlich zum Ormos Sykias motoren. Wir finden einen Liegeplatz am Kopfsteg der Schutzmole vor dem gleichnamigen Ort. Wir waren auf Ankern eingestellt und bleiben bei Fisch-Curry vom Smutje Anchorman gemütlich an Bord. 
25.05.2022 Ormos Sykias  - Myrina Limnos 55 sm
Wieder ein langer Schlag bei spiegelglatter Meereslage. Es ging  zur Insel Limnos. Zur Mittagszeit kommt für 3 Stunden Wind auf und wir können endlich einmal das Schiff unter Segel laufen lassen. Limnos besteht aus vulkanischem Gestein und soll der Sage nach Schmiede und Wohnstätte des Hephaistos, des griechischen Gottes des Feuers, gewesen sein. Zwei große Buchten prägen die Gestalt der Insel und schnüren sie in der Mitte auf nur 4 km Breite ein. Die Hauptstadt Myrina - früher Kastron - liegt mit ca. 4000 Einwohner an der Westseite von Limnos und war unser Tagesziel. Myrina ist ein sicherer Hafen vor einer Stadt, die ebenso touristisch wie attraktiv ist. Es gibt ausgezeichnete, sehr preisgünstige Strandlokale. Wir haben nirgendwo besser gegessen.
26.05.2022 Myrina Limnos - Limenaria Thasos 51 sm
Nach Wetterbericht war weiterhin kein Wind zu erwarten. Das eigentliche Tagesziel Port Thasos wurde gestrichen; ca. 10 sm eingespart. Unter Motor ging es nach Limenaria zurück. Das erste und einzige Mal, dass wir Hafengebühren in Höhe von EUR 8.- bezahlen mussten. Die Restaurants sind durchweg empfehlenswert.
27.05.2022 Limenaria Thasos - Keramoti 22 sm
Bei annähernd Windstille geht es zu einem Badetag an der Nordwestseite von Thassos: Platana-Beach. Gemütlich geankert und gebadet. Danach geht es zurück zum Ausgangshafen Keramoti. 
28.05.2022 Rückflug nach Stuttgart. Große Aufregung, weil gebuchter Minibus-Transfer nach Thessaloniki nicht kommt. Situation mit 2 Taxis problemlos gelöst.
  
Fazit:
Das Revier der nördlichen Ägäis ist kein Bereich des Massentourismus, auch nicht des seglerischen.  Es ist Griechenland, wie man es sich vorstellt, original griechisch eben. Man kann noch in die Küchen gehen und schauen, was gekocht wird. Die Preise in den Restaurants waren im Mai 2022 sehr moderat: Hauptgerichte EUR 7 -10.-; Vorspeisen um EUR 3.-, der Liter trockenen Hausweins EUR 9 - 11.-; vor allem in den entlegenen Orten z.B. Myrina auf Limnos. Neben dem fehlenden Wind spürten wir natürlich die langen Schläge. Wenn der Meltemi bläst ist das sicherlich auch nicht so einfach. Das ist vielleicht der einzige, negative Punkt. Zu erwähnen ist vielleicht noch das Groß-Segel. Wir hatten noch nie solche Schwierigkeiten mit Latten-Groß, Reffleinen und Lazy-jacks. Schiffe mit Rollgroß sind immer zu bevorzugen. Auffallend war noch  die allgemeine Freundlichkeit und Herzlichkeit der Einwohner. Aber nach dem Corona-Debakel sind wohl alle, auch wir selbst, froh wieder in der Normalität zu sein.



  
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